Nach jahrelanger Abstinenz war dieses Jahr wieder eine Dolomiten Tour geplant. Und wie es der Zufall so will bekam ich dieses Jahr gleich zweimal die Möglichkeit so bekannte Pässe wie das „Sella Joch“ oder den „Pordoi“ zu befahren. Wer die Pässe und Ortschaften genießen möchte dem sei eine Zeit außerhalb der Ferien angeraten. Gerade August empfand ich als sehr anstrengend da neben deutschen Touristen auch noch die Italiener Ferien haben und die meisten Pässe mit Wohnmobilen, Reisebusen und schleichenden Touristen verstopft sind. Auch möchte ich hier mit einem Vorurteil aufräumen. Italiener fahren NICHT schnell und rücksichtslos. Die meisten „Bremser“ auf den Strassen waren komischerweise Italiener. Kein Ansatz vom rasenden Pizzaboten zu sehen, wie man hierzulande immer denkt. Ich kann zumindest den September als gute Reisezeit empfehlen auch wenn es vielleicht auf einigen Pässen schon empfindlich kalt werden kann. Aber mit den passenden Klamotten geht das schon. Und noch einen Vorteil hat der September. Der Heizerfraktion ist es auch zu kalt, was entspanntes „Passknacken“ bedeutet.
Anreise
Tourstart war am Donnerstag. Mit von der Partie waren diesmal Alex und Wanda und das obwohl es für Alex auf der gesamten Tour keine Worschd geben sollte. Über den Brenner hat es die Thüringer Bratwurst dann doch noch nicht geschafft. Bei bedecktem Himmel ging es am Donnerstag relativ früh los. Hatten an diesem Tag ca. 500 km vor uns und davon mehr als die Hälfte Autobahn. Ja Alex, mit Auto und Anhänger wäre es entspannter gewesen aber wo bleibt da der Spass? Der A9 folgend ging es an München vorbei und dann in Richtung Garmisch. Da es Wochentags war hatten wir auch die Möglichkeit die „Kesselbergstrasse“ zu fahren. Diese ist leider für Motorräder am Wochenende und an Feiertagen gesperrt. Durch das Überholverbot und die Geschwindigkeitsbegrenzung auf 50 km/h macht die ganze Strecke nicht mehr wirklich Spass. Da kann man sich bei den ganzen Rasern bedanken die mit ihrer rücksichtslosen Fahrweise massgeblich dafür verantwortlich waren. Vorbei an Kochel und Walchensee
ging es dann weiter in Richtung Mittenwald und Innsbruck um dann über die alte Brennerstrasse nach Italien zu gelangen. Zumindest spart man sich auf diesem Wege einiges an Mautgebühren. Wobei die alte Brennerstrasse bei schlechtem Wetter und viel Verkehr auch kein wirklicher Spass ist. In Sterzing gibt es dann zwei Möglichkeiten um nach Gröden zu gelangen. Entweder nimmt man die Bundestrasse die parallel zur Autobahn verläuft (Langweilig aber zweckmäßig) oder man fährt auf der SS508 ein Stück durch das Sarntal. Letzeres war zumindest für die Anfahrt unsere Wahl. Über das „Penser Joch“ gelangt man in diese wirklich schöne Gegend. Leider hatten wir das Pech, dass uns am Gipfel tief hängende Wolken den Blick auf die umliegenden Berge und das Sarntal versperrt haben. Aber man kann ja nicht immer Glück haben. Weiter ging es dann in Richtung Bozen um dann kurz nach Sarnthein auf die SP135 einzubiegen. Wer einspurige und landschaftlich schöne Strassen mag dem sei dieser Weg ans Herz gelegt. Alex war nicht wirklich begeistert. In Waidbruck angekommen nahmen wir dann die Sp24 um zu unserer Unterkunft im „Hotel Vigilerhof“ zu gelangen. Am Hotel selber scheiden sich die Geister. Normalerweise übernachte ich für die Hälfte und verzichte auf Schnickschnack wie Wellness Bereich. Aber diesmal habe ich mir das gegönnt. Deswegen auch der Titel Luxus Tour.
Tag 2
Für den zweiten Tag war eine ca. 300 km lange Runde geplant. Das ist meiner Erfahrung nach ein guter Daumenwert für eine entspannte Tagestour in den Alpen. Anstrengend wird es nur, wenn Regen dazu kommen sollte. Dann machen Pässe nicht mehr wirklich viel Spaß. Vorbei an Kastelruth – nein wir haben die Spatzen weder gesehen noch gehört – ging es in Richtung Wolkenstein weiter um die ersten Pässe des Tages zu anzugehen. Der bekannteste davon dürfte der „Passo di Falzarego“ sein. Dort wäre die Tour auch beinahe vorbei gewesen. Als ich zum Überholen eines Busses ansetzte meinte der Fahrer er müsse doch ein wenig nach links ziehen. Da war dann nicht mehr viel Platz zwischen Motorrad und Leitplanke. Beherztes bremsen meinerseits verhinderte einen Unfall. Den Bus habe ich mir kurz danach aber doch noch geholt. Da die Tour nicht zu lang werden sollte, haben wir Cortina ausgelassen und sind gleich weiter zum „Passo di Giau“ weitergefahren. Dort haben wir bei einer Fotopause ein Pärchen getroffen die unter anderem mit einer BMW S1000RR auf großer Tour unterwegs war. Respekt kann ich da nur sagen. Im Gespräch stellt sich dann heraus, dass er in der Motorrad Branche arbeitet und ein paar Tipps für Alex hatte um seine R1 ein wenig reistauglicher zu machen. Naja. Koffer wird die R aber trotzdem nicht bekommen. Nach dem wirklich interessanten Gespräch ging es weiter zum „Passo Duran“. Da kommt mir komischerweise jedes mal eine Band aus den 80ern in den Sinn. Abschluss am heutigen Tag sollte dann der „Passo di Rolle“ werden. Ich persönlich finde die Südrampe schöner zu fahren als die Nordrampe. Letztere ist an einigen Stellen doch schon sehr reparaturbedürftig. Weiter über Bellamonte ging es dann nach Tesero was dann auch den südlichsten Punkt unserer heutigen Tour darstellte. Die Bundesstrasse SS20 die ich für die Rückfahrt in den Norden ausgewählt hatte war dann aber nicht wirklich interessant zu fahren. Kann man fahren. Muss man aber nicht. Ich persönlich würde eher über den Rosengarten fahren was keinen wirklichen Umweg darstellt.
Tag 3
Auch heute standen wieder ca. 300 km auf dem Plan. Diesmal wollten wir einen Teil der Sella Ronda fahren. Anfahrt wie am Tag vorher über Wolkenstein. Nach Wolkenstein dann aber rechts ab in Richtung Sellajoch.
Auf dem Weg hoch zum Pass haben wir eine Radsport Gruppe überholt was teilweise doch etwas schwieriger war. Oben angekommen schnell ein paar Fotos machen und dann weiter damit wir die ganze Truppe nicht auch noch abwärts überholen müssen. Weiter über den „Passo di Fedaia“ und „Passo Staulanza“ zum „Duran“ den wir am Tag vorher auch schon gefahren sind. Nur war es am Vortag zwar kalt aber immerhin trocken was uns heute leider nicht vergönnt war. Hatte ich schon erwähnt das Pässe bei Regen nicht schön zu fahren sind? Wir beschlossen auf Grund des Regens die Tour zu verkürzen und auf mehr oder weniger direktem Weg zurück zum Hotel zu fahren. Wenn da nicht so viele Berge dazwischen wären. Als einzigen „echten“ Pass hatte ich da nur noch den „Passo di San Pellegrino“ auf dem Schirm. Vom Osten kommend sind die engen Spitzkehren schon bei trockener Fahrbahn anspruchsvoll. Bei Regen ist es dann kein Spass mehr vor allem wenn von oben jemand entgegen kommt und man Rechtskehren nicht ausholen kann. Übrigens: das gleichnamige Mineralwasser kommt nicht von dort. Seinen Namen bekam der Pass von Mönchen des Ordens „San Pellegrino“ die dort 1358 ein Hospiz gründeten. Dafür ist die Westrampe des Pellegrino’s einfacher zu fahren was bei dem Wetter ein wahrer Segen war. Danach sollte es ja nur noch durch den Rosengarten gehen. Dort gibt es ja keine richtigen Pässe mehr. Wie man sich doch täuschen kann. Bei trockener Fahrbahn ist die Strecke am „Karersee“ vorbei und über den „Nigerpass“ definitiv zu empfehlen. Bei strömenden Regen macht das Schild „17 Kehren“ bergab nicht wirklich Laune. Ausserdem habe ich gelernt, dass der Nigerpass mit stellenweise 24% Steigung der steilste Pass in Italien ist. Und wie es dann meistens so ist, hört kurz nach dem Pass der Regen auf und die Strassen trocken relativ schnell ab damit wir zumindest auf dem letzten Teilstück nach Völs wieder zügig und entspannt fahren können.
Heimreise
Die Heimreise verbuche ich unter notwendiges Übel. Wir wollten schnell heimkommen und haben deswegen den Weg über die SS12 und die alte Brennerstrasse gewählt. Beides sehr stark befahren was das schnell heimkommen stellenweise doch sehr eingeschränkt hat. Highlight des Tages war, als ich meine Tiger an der Tankstelle fast abgelegt habe. Tipp: Mal sollte immer schauen ob der Seitenständer ausgeklappt ist bevor man das Motorrad abstellt. Die Krönung war dann der kilometerlange Stau auf der A9 in Richtung Norden und als ob das nicht genug war regnete es auch noch in Strömen. Naja. Irgendwie gehört beides aber mittlerweile dazu. Sonst hätte man danach ja nicht viel zu erzählen.
Fazit
Die Dolomiten Region ist immer eine Reise wert. Man sollte sich aber nicht nur auf den Bereich um die Sella Gruppe konzentrieren sondern auch den östlichen und südlichen Bereich der Dolomiten erkunden. Dort gibt es schöne Pässe die so sehr überlaufen bzw. bekannt sind wie ein Sellajoch oder der Pordoi. Auch sollte man die Ferienzeit oder italienische Feiertage meiden. Ich werde nächstes Jahr auf jeden Fall wieder kommen. Habe noch ein paar Schotterpässe zu knacken.
Mehr Bilder gibt es hier.
So sahen unsere Routen aus:
Schreibe einen Kommentar