Ja ich weiß. Es ist bereits 2015 und die nächste größere Tour steht bereits an da ist der Bericht über Norwegen / 2014 gerade mal fertig geworden. Liegt aber daran, dass ich lange mit mir gerungen habe wie man das Thema am besten an den Mann oder auch die Frau bringt. Reiseberichte gibt es viele im Internet und deswegen würde ich mich hier gerne auf die eher praktischen Dinge beschränken und lieber die Bilder für sich sprechen lassen.
Ein wenig Hintergrund zu unserer Nordkap Motorradreise
Anfang 2014 sind Tomie und ich auf die Idee gekommen, dass es cool wäre, wenn wir ein Foto von uns und unseren Bikes vor der Weltkugel am Nordkapp hätten. Wenn wir schon da oben sind kann man auf dem Heimweg der russischen Grenze bei Kirkenes einen Besuch abstatten
und in Rovaniemi den Weihnachtsmann begrüßen. Weil wir beide noch nicht im Baltikum waren und es – mehr oder weniger – auf der Strecke lag, kam das auch noch auf die Liste. Herausgekommen ist dann eine Tour die uns in ca. 3 Wochen und knapp 10.000 Kilometer durch nahezu 10 europäische Länder geführt hat.
Welche Reisezeit haben wir für das Nordkap gewählt?
Ich denke, es ist schwierig die richtige Reisezeit zu empfehlen. Wir waren Ende Mai bis Mitte Juni unterwegs. Das lag unter anderem daran, dass wir 2014 feiertagstechnisch damit das Optimum herausholen konnten und dass zu der Zeit noch nicht so viele Mücken unterwegs waren, geschweige denn Touristen mit ihren dicken Wohnmobilen. Man muss sich aber auch im Klaren sein, dass es zu der Zeit stellenweise noch kalt sein kann bzw. auf „Pässen“ noch Schnee liegt. Ist mir aber noch lieber als 30 Grad im Schatten.
Unsere Ausrüstung für den hohen Norden
Ich habe schon einige Reisberichte gelesen. Was mich dabei immer wieder nervte ist, dass viele nicht erwähnen, was man auf so einer Tour mitnehmen sollte und was vielleicht überflüssig war. Ich finde so etwas aber viel wichtiger als zu wissen, dass es eine tolle Kneipe in Dorf xyz gegeben hat. Deswegen hier eine grobe Aufstellung was wir alles dabei hatten. Wer genauere Details haben möchte kann uns gerne direkt kontaktieren.
Wichtig sind schon mal die Klamotten. Gerade in den Skandinavischen Ländern sollte man immer mit dem schlimmsten rechnen. Deswegen hatten wir vorsorglich von der warmen Merino Unterwäsche bis zum T-Shirt alles dabei. Und zumindest ich habe tatsächlich alles gebraucht. Auch ist trotz wasserdichter Textilkombi eine Regenjacke zu empfehlen. Nach ein paar Tagen Regen fühlt sich selbst die beste Kombi klamm an. Des weiteren hilft die Regenjacke gegen den teilweise kalten Fahrtwind. Dazu kommen dann noch Zelt, Isomatte (etwas dicker darf es schon sein) und ein Schlafsack der auch bei Temperaturen um die 0 Grad warm ist.
Da Hotels und auch Restaurants in Norwegen extrem teuer sind empfiehlt es sich, einen Gaskocher, Töpfe und Besteck mitzunehmen und dann selber zu kochen. Gaskartuschen kann man dort oben problemlos in jedem Laden kaufen.
Werkzeug ist auch hilfreich auf einer größeren Tour. Wir mussten feststellen, dass das normale Bordwerkzeug bei weitem nicht ausgereicht hätte. Drehmomentschlüssel mit geeigneter Nuss ist Pflicht um die Kette zu spannen, auch wenn die Kardanfraktion darüber nur lächeln kann, oder den Reifen wechseln zu können.
WD40 ist auch nie verkehrt, wie ich weiter unten erklären werde. Dazu Kabelbinder, Motoröl und wie in unserem Fall auch noch Öl für den Kettenöler. Eine elektrische Luftpumpe (z.B. von Touratech) kann auch hilfreich sein wenn mal keine Tankstelle weit und breit zu sehen ist. Eine wichtige Erkenntnis für uns war, dass wir auf den nächsten Touren definitiv eigene Spanngurte mitbringen werden. Gerade auf der Überfahrt von Rostock nach Trelleborg war es eine Herausforderung die Motorräder festzuzurren. Die dortigen Spanngurte konnte man nicht als solche bezeichnen.
Das ganze haben wir dann versucht auf zwei Seitenkoffer und ein Topcase pro Motorrad zu verteilen. Ich muss gestehen, dass es nicht ganz gereicht hat. Eine wasserdichte 50l Tasche sollte am Ende zusätzlich noch mein Motorrad zieren, um alles unter zu bringen. Gerade Zelt mit Gestänge und das Werkzeug nehmen viel Platz weg. Und man darf nicht vergessen, dass man unterwegs auch noch Stauraum für Essen und Getränke braucht. Das hat bei uns ein komplettes Topcase belegt.
Reifen. Auch das ist eine Wissenschaft für sich und wir haben länger darüber diskutiert welchen Reifen wir aufziehen sollten und vor allem ob die Reifen 10.000 Kilometer durchhalten werden. Wir befürchteten, dass der Gummi spätestens im Baltikum runter sein könnte. Unsere Wahl fiel schließlich auf den Heidenau K60 Scout was sich als die perfekte Wahl herausstellte. Nicht nur das er sich sehr gut auf Straße und auf den Schotterpisten fahren lässt, der Reifen hat auch locker die gesamte Distanz durchgehalten. Da war am Ende noch genug Profil drauf. Leider hat der raue Belag und das fehlen von Kurven den Reifen in Finnland eckig werden lassen.
Die grüne Versicherungskarte sollte man ebenfalls dabei haben und eine oder besser zwei Kreditkarten. Letztere erleichtert gerade in Skandinavien das Bezahlen ungemein da praktisch alles damit bezahlt werden kann. Die Karte sollte über eine PIN Abfrage verfügen ansonsten kann man an Tankstellen damit nicht bezahlen was ich leidvoll feststellen musste. Gut, hat Tomie eben das Benzin bezahlen müssen.
Als sehr praktisch hat sich auch ein Helmfunk erwiesen. Zum einen erleichtert es die Absprache während der Tour und es hilft, Langeweile zu vermeiden. Unsere Wahl fiel auf Interphone was zumindest ich uneingeschränkt empfehlen kann. Gute Sprachqualität und um die 10h Laufzeit sprechen für sich. Das hatten wir ja bereits hier festgestellt.
Zu guter Letzt noch ein paar Sätze zum Navi. Wir beiden nutzen ein Motorrad Navi von Garmin. Unterschiedliche Modelle aber gleicher Hersteller. Das ist vor allem bei der Planung sehr hilfreich da man den Track nicht zwischen unterschiedlichen Systemen konvertieren muss. Leider bekleckert sich Garmin nicht gerade mit Ruhm was das Thema Planung am Computer und Übertragung auf das Gerät betrifft. Basecamp an sich ist schon gruselig, aber wir haben es nicht geschafft die gesamte Tour auf die Garmins zu bekommen.
Dabei hatten wir schon alles in 10 Einzeltracks aufgeilt. Meistens ist das Garmin beim Prozessieren der Tracks abgestürzt. Am Ende haben wir dann einen Laptop eingepackt um während der Tour die restlichen Tracks aufspielen zu können. Ob die Konkurrenz hier besser ist, kann ich leider nicht beurteilen. Von Garmin war ich jedenfalls enttäuscht.
Die Reiseroute zum Nordkap
Man möge mir verzeihen aber ich werde hier nicht jedes Dorf oder jeden Stein beschreiben. Ich denke, das langweilt auch den geneigten Leser. Ich versuche aber die wichtigsten Punkte zu erwähnen. Mit der Fähre setzen wir von Rostock über nach Trelleborg in Schweden wo unsere eigentliche Tour began.
Da wir nicht gleich am Anfang viel Zeit verlieren wollten und Südschweden relativ langweilig ist, ging es zuerst auf die E6 um Strecke zu machen. Kurz nach Göteborg haben wir dann die E6 verlassen und uns auf Nebenstrassen bis zur Grenze nach Norwegen durchgeschlagen. Vor der grünen Grenze dann unsere erste Erfahrung mit Schotter.
Sollte nicht die letzte bleiben. Hilfreich für die gesamte Planung war, eine hochauflösende Strassenkarte von Norwegen um auch die interessanten kleinen Nebenstrassen zu finden. Nächstes Ziel nach der Grenze war Trondheim. Hier sollte man tunlichst die E6 vermeiden. Zu viel LKW Verkehr.
Lieber ein wenig mehr Zeit einplanen und dann Nebenstrassen fahren. Das ist bedeutend entspannter und man sieht wesentlich mehr von der grandiosen Landschaft Norwegens. Bei Trondheim ging es dann, leider, wieder ein Stück auf die E6. Und obwohl es nur um die 100 km waren habe ich es gehasst. Nützt aber nix. Wir wollten ja zur RV17 und dies war der schnellste Weg.
In Asphaugen dann die Erlösung. Endlich an der RV17 angekommen. Abzweig kommt links nach der Esso Tankstelle. Und was macht die RV17 so interessant fragt ihr euch? Zum einen ist sie landschaftlich sehr schön und zum anderen wird die Reise immer wieder durch kurze (10 min) oder längere (30 min) Fährpassagen unterbrochen.
Bei der Planung sollte man auf alle Fälle die Fährzeiten mit einbeziehen da man ansonsten „stranden“ könnte weil die Fähren nicht 24h fahren. Wir haben die ca. 650 km bis Bodo in 2 Tagen geschafft. Das ist das absolute minimum. Von Bodo aus ging es dann auf die Lofoten. Leider hatten wir die Nachmittagsfähre verpasst und mussten uns entscheiden zwischen nächste Fähre um 2 Uhr Nachts oder erst wieder am nächster Nachmittag.
Bei letzteren hätten wir einen Tag verloren also fiel unsere Wahl auf die Nachtfähre. Mit wenig Schlaf kamen wir am nächsten Tag um 6 Uhr Morgens in Moskenes an um unsere Tour über die Lofoten zu beginnen. Vorbei an teilweise noch schneebedeckten Bergen und Sandstränden ging es auf der E10 weiter in Richtung Norden. Bei Leknes verliessen wir die E10 und fuhren ein Stück die 815 entlang. Das ist definitiv eine Alternative wenn man ruhigere Strassen sucht.
Die 815 endete in der E10 auf wir dann auch bis Narvik blieben. Die restliche Strecke hoch bis Honnigsvag fuhren wir auf der E6. Diese ist im nördlichen Teil von Norwegen aber kein Problem da kaum LKWs unterwegs sind.
In Honningsvag schlug dann das bis dato gute Wetter um und wir mussten uns durch dichten Nebel (Sichtweite um die 50 Meter) und vorbei an Rentieren – die an den unmöglichsten Stellen auftauchten – bis zum Campingplatz vorarbeiten. Dort angekommen kamen wir mit einem Schweizer ins Gespräch der uns erzählte, dass er die gesamte Strecke von der Schweiz bis zum Nordkap zu Fuss gelaufen ist. Respekt kann ich da nur sagen. Dagegen waren wir nur Blitztouristen.
Ein kleiner Tipp zum Nordkap selber. Wenn man nur, wie wir, auf ein Foto mit dem Bike vor der Kugel aus ist und den Eintritt zum mehr oder weniger kahlen Stück Fels nicht bezahlen möchte dem sei nahe gelegt, mitten in der Nacht zum Kap zu fahren. Ab ca. 2 Uhr geht normalerweise die Sicherheitsfirma nach Hause und man hat das Gelände für sich alleine. In unserem Fall trafen wir noch auf zwei Holländer die dort zelteten und auch auf ein cooles Foto hofften.
Der dichte Nebel hat leider ein richtig schönes Foto verhindert, aber man muss nehmen was man kriegt. Um 4 Uhr waren wir dann wieder in unseren Betten um dann am Morgen die Heimreise anzutreten. Unser Ziel war es ja, das Nordkap zu erreichen und um ehrlich zu sein, hatte ich am nächsten Morgen wirklich Schwierigkeiten mich zu motivieren. Das Wetter war weiterhin schlecht, das eigentliche Ziel erreicht und jetzt sollte es wieder zurück gehen. An dem Punkt kann ich die Leute verstehen, die sich entscheiden, nicht mehr in ihr altes Leben zurück zu kehren und sich weitertreiben lassen. Aber ich schweife ab.
Unser nächstes größeres Ziel auf dem Heimweg war dann Kirkenes. Warum Kirkenes? Weil dort der in Europa nördlichste Grenzübergang zu Russland ist. Sollte man doch zumindest besucht haben, wenn man schon dort oben ist.
Im Anschluss ging es dann einmal komplett von Nord nach Süd durch Finnland. Das war zumindest für mich der langweiligste Teil der gesamten Tour. Um die 1300 km mehr oder weniger gerade Strassen und nur die immer gleichen Landschaft links und rechts. Nicht falsch verstehen. Finnland hat definitv seinen Reiz und es gibt dort schöne Ecken aber die sieht man nicht, wenn man auf der E75 unterwegs ist. Ich würde deshalb jedem empfehlen, Finnland am Anfang zu machen damit man den schönen Teil der Tour am Ende hat. So war ich ein wenig enttäuscht. Was man auf alle Fälle besuchen sollte, ist das Weihnachtsdorf in Rovaniemi.
Zumindest wenn man auf Weihnachtskitsch steht. Ich nutzte dort die Gelegenheit um Weihnachtskarten zu schreiben die dann im Dezember verschickt werden. Kam leider nicht genau am 24. an aber immerhin eine Woche vorher. Der Wille zählt.
In Helsinki liessen wir dann Skandinavien hinter uns und betraten neues Terrain in Form des Baltikums. Hier hatten wir noch keine Ahnung war uns erwarten wird. Ich kann aber mit Sicherheit sagen, dass das Baltikum auf jeden Fall eine Reise wert ist. Und das nicht nur, weil man an allen Ecken hübsche Frauen mit knappen Röcken sieht… Da kann es einem schon schwer fallen, sich auf das Fahren zu konzentrieren. Wir begannen den letzten Abschnitt unserer Reise in Tallinn.
Im Nachhinein bedauere ich ein wenig, dass wir nicht zumindest einen Tag dort verbracht haben. Laut diversen Berichten lohnt sich eine ausführliche Erkundung der Stadt. Unser Problem war ein wenig der Kulturschock. Wenn einem eine Woche lang kaum Autos und Menschen begegnet sind und man dann von der Fähre sofort in die Rush Hour geworfen wird, kann das zu leichtem Stress führen.
Ich war jedenfalls froh, als wir Tallinn verlassen konnten und wieder Landstrasse und kleine Dörfer vor uns hatten. Immer an der Küste entlang fahrend näherten wir uns dann Riga in Lettland. Hier hatten wir immerhin ein paar Stunden Zeit die Stadt anzusehen und dabei den einen oder anderen Geocache zu heben. Unser Urteil: Riga ist auf alle Fälle eine Reise wert und sehr zu empfehlen.
Danach führte uns unsere Osteuropa Reise weiter durch Litauen, Polen und der Slowakei. Ziel war der Bükki Nemzeti Park westlich von Miskolc in Ungarn. Dort hatten wir bei der Planung noch eine Strasse gefunden die sich quer durch den Park schlängelt und sehr interessant aussah. Und was soll ich sagen: um die 50 km feinster Kurvenflow. Dauergrinsen garantiert. Wer in der Gegend um Miskolc ist, sollte deshalb auf keinen Fall die 2505 verpassen.
Über die Slowakei ging es dann auf die letzte Etappe unserer Norwegen Tour, um Ende wieder in Wels anzukommen wo wir die Reise begonnen haben.
Was würde ich anders machen? Nicht viel um ehrlich zu sein. Mehr Zeit wäre hilfreich. Drei Wochen sind in Ordnung wenn man nur fahren möchte. Da bleibt aber nicht viel Zeit um wirklich Pause zu machen. Ausserdem würde ich – wie gesagt – die Strecke durch Finnland entweder vermeiden oder an den Anfang der Reise stellen. Das Baltikum ist eher eine eigene Tour damit man sich mehr Zeit in Riga und/oder Tallinn lassen kann. Denke das lohnt sich. Und wir haben den Süden von Norwegen nicht gesehen, der auch viele reizvolle Ecken hat. Aber das war immerhin schon mal ein Anfang.
Was alles schief gehen kann auf so einer Motorradreise?
Jede Tour lebt von ihren Erlebnissen und dazu zähle ich auch Pannen. Und davon hatten wir reichlich. Die Tour zum Nordkap kommt schon vor dem Start ins holpern. Tomie hatte sein Topcase rechtzeitig montiert und – zum Glück – auf einer kleinen Tour getestet.
Prompt fiel es unangenehm durch Wassereintritt auf. Kein Problem sollte man meinen, Touratech ist ja gewöhnlich sehr hilfsbereit und unterstützt den geneigten Tourenfahrer in Notfällen. Leider fiel dieser Notfall – ja, es war einer, das Topcase war als wichtiger Baustein für das Gepäckkonzept vorgesehen – wohl sehr ungünstig mit dem Umzug von Touratech Österreich zusammen. Die Kontaktaufnahme per Mail funktionierte zunächst gar nicht, erst als sich Philipp Dobbertin von Touratech Deutschland helfend einschaltete kam eine Kommunikation zustande. An dieser Stelle daher nochmal ein besonderer Dank an Philipp für seine Unterstützung aus der Ferne!
Touratech zeigte sich am Ende zwar sehr kulant und rettete den Koffer vor dem frühzeitigen ableben – leider aber nicht mehr rechtzeitig vor dem Tourstart. Neuer Stauraum in Form einer großen Ortlieb Tasche musste her.
So verketten sich dann die Ereignisse. Eine engstirnige Toreinfahrt bei Tomie warf sich meinem nagelneuem rechten Seitenkoffer in den Weg. Wenn auch die Qualität der SW-Motech-Koffer (ich hatte mich anders entschieden als Tomie) sich später noch als durchaus eindrucksvoll erweisen sollte, hatte der Koffer zunächst einmal seine Wasserdichtigkeit verloren und musste in einer Not-OP mittels einigem Kraftaufwand, Hammer und Silikon wieder nordkaptauglich gemacht werden. Mittels Tauchtest in der Badewanne musste der Koffer dann beweisen, dass er den kommenden Anforderungen gewachsen sein würde.
Den Rest des Tages vor dem eigentlichen Tourstart verschlang dann der ermüdende Versuch, die von Tomie vorbereiteten GPX-Files auf unsere Garmins zu übertragen. War das ein Akt! Zugegeben, es ist keine alltägliche Anforderung 10.oookm Tourdaten auf einem Navi zu speichern, aber es waren weder übertrieben viele Routenpunkte noch übermäßige Routenlängen.
In weiser Voraussicht waren die Route in mehrere Abschnitte und somit einzelne GPX-Files von Tomie aufgeteilt worden. Einzelne Files konnten unsere Navis auch gut verarbeiten, alle konnten wir aber nicht auf einem einzelnen Gerät speichern. Dies zwang uns dann am Ende einen Laptop einzupacken damit wir den Rest der Route unterwegs übertragen konnten.
Weiter ging es dann mit den Reifen. Auf einem Rastplatz in Richtung Rostock stellen wir fest, dass die Profile unserer Vorderreifen leicht unterschiedlich sind. Sollte eigentlich nicht sein da wir beide den gleichen Reifen fuhren. Es stellte sich heraus, dass man mir hinten einen K60 Scout vorne aber nur einen K60 aufgezogen hatte. Beim Scout waren wir uns relativ sicher das er die Strecke halten wird. Beim „normalen“ K60 nicht. Am Ende war die Befürchtung aber unbegründet, auch der Reifen hat bis zum Schluss durchgehalten.
Nächster Punkt war der Kettenoeler von CLS. Wir hatten bis Estland das Problem, dass Oel vom Kettenoeler auf die Felge tropfte und dann an der Seitenwand des Hinterreifens herunterfloss. Versuche das Problem zu lösen indem man die Düse des Ölers näher an die Kette bringt führten nicht zum gewünschten Erfolg. Ein Anruf bei Heiko Höbelt von CLS half uns dann das Problem zu lösen. Mein Dank an dieser Stelle an Heiko für die unkomplizierte Hilfe und leider habe ich es 2014 nicht geschafft bei dir vorbei zu kommen. Hole ich 2015 nach.
Ein gern gesehenes Problem sind auch lose gerüttelte Schrauben. Dies sollte mich treffen. Hatte im Vorfeld der Tour den Standard Kettenschutz durch ein besseres von SW-Motech ersetzt. Nur hatte ich wohl ein wenig an Sicherungslack gespart. Das und die Schotterpisten sorgten dafür, dass sich eine der Halteschrauben löste. Die Lösung mit Kabelbinder hat sich am Ende als unbrauchbar erwiesen da dieser relativ schnell durchgescheuert war und die auftretenden Schwingungen dafür sorgten das an anderen Stelle zwar die Schraube noch hielt aber dafür jetzt das Blech abgeschert war. Mit ein wenig improvisieren hielt der Schutz dann aber doch bis zum Ende der Tour.
Ein Schwachpunkt bei der Tiger 800 ist die eindeutig das Thema mit dem Stellmotor für das Standgas. Bei stärkerer Offroad Nutzung kann es vorkommen, dass dieser verschmutzt und dann die Kiste bei Standgas einfach ausgeht. Wir hatten uns dazu vorher schon ein wenig im Internet eingelesen und keine eindeutige Lösung für das Problem gefunden. Macht aber nichts. Trifft uns ja nicht. Maschinen sind ja relativ neu. Wie man sich doch täuschen kann. Gerade als wir einen Pass runterfahren wollten trat genau dieses Problem bei Tomie auf. Anbremsen, dabei Gas wegnehmen und die Maschine war aus. Keine guten Voraussetzungen wenn man noch knapp 7000 Kilometer fahren möchte.
Zum Glück hatten wir Handyempfang und was noch besser war: mobiles Internet. Schnell diverse Foren nach dem Problem durchforstet und dabei auf eine pragmatische Lösung gestoßen. Ein wenig WD40 an die richtige Stelle gesprüht und danach sollte die Kiste wieder funktionieren. Versuch macht kluch und aus Mangel an Alternativen hat Tomie es einfach ausprobiert. Und was soll ich sagen: es hat tatsächlich geholfen. Standgas war wieder da, ohne das die Tiger ausging und wir konnten die Reise fortsetzen. Merke: WD40 sollte in keinem ernsthaften (Tour) Werkzeugkoffer fehlen.
Kein wirkliches Problem, aber was bei so einer Entfernung schon bedacht werden sollte, ist das Thema Kette. Dazu gehören die Kettenpflege sowie eine regelmäßige Kontrolle der Kettenspannung. Wir haben auf der gesamten Tour die Kette zweimal nachspannen müssen. Das war ein wenig aufwendig da wir hier nur das Boardwerkzeug zur Verfügung hatten. Ein Drehmomentschlüssel mit der richtigen Nuss erleichtert die Sache ungemein.
Zu guter letzt muss ich auch noch eingestehen, dass ich die Tiger in der Slowakei auf die Seite gelegt habe. Jaja Tomie. In Zukunft höre ich dir besser zu. Ist ja nicht so, dass er mehrfach die breite Ölspur erwähnt hätte. War scheinbar mit dem Hinterrad noch auf dem Ölstreifen als ich in der Kurve angebremst habe. Zum Glück war ich an der Stelle nicht schnell unterwegs und eh schon in Schräglage. Damit hielt sich der Schaden in Grenzen. Der rechte Seitenkoffer (Wir erinnern uns an die Toreinfahrt?!) hat das meiste aufgefangen. Bis auf meinen verletzten Stolz und ein paar Schrammen am Sturzbügel war nichts passiert und wir konnten die Reise problemlos weiterführen.
Alle Fotos der Reise findet ihr hier!
Tolle Tour und mindestens genauso toll geschriebener Reisebericht! Chapeau!
Mit meiner Bandit 1250 gemacht, etwas angepasst, eingebautes NAVI, 2 Stromquellen, Zusatzscheinwerfer und Sturzbügel, Koffersystem . Westküste Norwegen, Lofoten, Nordkap, Finnland, Baltikstaaten über PL und CZ zurück. Jeden Tag Regen, entweder stundenlang oder kurz und heftig. Natürlich jeden Tag Kette eingesprüht, ansonsten nur Sprit nachgefüllt. Meine Bandit läuft wie ein Nähmaschine! Kartensatz dabei dazu mein ZUMO von GARMIN. Immer wieder eingestellt, „kurvenreiche Strecke Motorradfahrer“, super! Die letzte Tagesreise zum Nordkap 250 km der Hammer! Man ist auf einem anderen Planeten unterwegs. Dennoch, Dänemark und Finnland sind keine Motorradländer, endlose lange Geraden, besonders in Finnland „Rentiergefahr“ und schier endlose Wälder. In den Baltischen Staaten unbedingt den Transitstrecken aus dem Weg gehen. (NAVI kurvenreiche Strecken eingeben). Habe nie meine Campingausrüstung gebraucht. Mache die Tour noch einmal aber anders: Von Dänemark nach Südnorwegen zum Nordkap und anschließend durch Schweden entlang der Ostseeküste zurück über die Brücken wieder nach Deutschland. Autozug der OÖB von Wien bzw. Innsbruck hat sich bewährt. Beste Zeit Mitte Juni. In Norwegen gibt es entlang der Küstenstraßen unzählige Campingplätze mit Holzhütten unterschiedlicher Ausstattung, eine Campingausrüstung mit zunehmen bringt nichts. Tagsüber in einem Supermarkt einkaufen lohnt sich.